Der E-Commerce befindet sich weiter im Aufschwung, ohne dass ein konkretes Ende in Sicht ist. Insbesondere jetzt, wo ein Großteil der Menschen dazu angehalten wird, zuhause zu bleiben, verlagert sich die Kaufkraft noch stärker als sonst ins Internet. Höchste Zeit also, sich mit dem Verkauf der eigenen Waren außerhalb der heimischen Landesgrenzen zu befassen. Im Folgenden geben wir Ihnen ausführliche Informationen für einen möglichen Verkauf im EU- als auch Nicht-EU-Ausland.
Dass sich Produkte aus Deutschland nicht nur hierzulande, sondern auch im Ausland größter Beliebtheit erfreuen, dürfte längst kein Geheimnis mehr sein. Eine aufwendige Studie zur Qualitätsbewertung bezüglich des Herstellungslandes von Yougov in Kooperation mit der Cambridge-Universität aus dem Jahr 2019 ergab, dass deutsche Produkte weltweit (!) auf Platz 1 liegen. Lediglich sechs Prozent der Teilnehmer verbinden mit deutschen Produkten ein negatives Image.
Bereits seit Jahren verkaufen sich deutsche Markenprodukte im Ausland besonders gut. Nicht ohne Grund galt die Bundesrepublik im Jahr 2018 nach China und USA als drittgrößtes Exportland. Doch nicht nur klassische Exportwaren wie Autos, LKWs, Maschinen und Elektronik, sondern auch alle anderen Güter „Made in Germany“ sind im Ausland stark gefragt.
Momentan sind sich jedoch viele deutsche Onlinehändler uneinig, ob die Expansion in ausländische Märkte sinnvoll erscheint. Nicht ohne Grund, denn fremde Märkte bergen einige Herausforderungen. Abzuwägen ist jedoch, ob das Potenzial, welches zuhauf vorhanden ist, das Risiko aufwiegen und sogar übertreffen kann.
Stolze 72 Prozent der Güter, welche Belgier online einkauften, stammten im Jahr 2018 aus dem Ausland. Ähnlich hoch lag der Anteil bei den Österreichern und Iren, mit jeweils 81 und 84 Prozent. Die Voraussetzungen scheinen zunächst perfekt, jedoch gilt es im Vorfeld einiges zu beachten.
Auf den ersten Blick scheinen die Unterschiede von Land zu Land ziemlich offensichtlich. Doch unterschätzen dürfen Sie diese keineswegs. Nicht nur, dass sich Sprache und Währung unterscheiden können, oftmals ist auch die Mentalität beim Onlineshoppen eine ganz andere. Es kann durchaus Kauf entscheidend sein, wenn der „richtige Ton“ getroffen wird und dem potenziellen Kunden das Gefühl gegeben wird, dass Sie seine Sprache sprechen.
Voraussetzung ist ein angemessenes und dem jeweiligen Land entsprechendes Design. Europäer präferieren eher sachliche und strukturierte Onlineshops, wohingegen asiatische Kunden eine auffällige, opulente Gestaltung mit vielen Farb- und Bildeffekten bevorzugen. Die Zusammenarbeit mit Übersetzern, Designern und Menschen, welche Ihre neue Zielgruppe gut kennen, ist unerlässlich.
Ebenfalls sollten Sie sich juristischen Beistand organisieren, der sich mit den DOs und DONTs in dem jeweiligen Land auskennt. Verschiedene Steuersätze und Zollgebühren sind nur der Anfang vieler rechtlicher Aspekte, welche unbedingt geklärt werden müssen. Innerhalb der EU ist die DSGVO wegweisend, in anderen Ländern gelten wiederum gänzlich andere Bedingungen. Unterschiedliche Währungen sowie Bezahlmethoden als auch den Versand Ihrer Produkte gilt es im Vorhinein zu organisieren, um eventuelle Abmahnungen zu vermeiden.
All dies klingt im ersten Moment sehr abschreckend und nach einer Menge Aufwand. Jedoch sollte Ihnen bewusst sein, dass sich ein solcher Aufwand für Sie lohnen wird. Außerdem gilt: Wer sorgfältig plant, wird belohnt. Mit der richtigen Strategie stellt das Wagnis Ausland ein deutlich weniger großes Unterfangen dar.
In vielen Fällen, insbesondere wenn das Budget eher knapp bemessen ist, bedarf es zunächst nicht unbedingt einem ausländischen Onlineshop. Unter Umständen ist das Nutzen eines ausländischen Marktplatzes von eBay, Amazon und Co. völlig ausreichend. Alternativ können Sie auch auf länderspezifischen Online-Marktplätzen aktiv werden. Beispielsweise „Allegro“ in Polen oder „bol.com“ in den Niederlanden. Mit einigen wenigen Produkten kann dort nach und nach erprobt werden, ob eine Nachfrage nach den eigenen Produkten besteht und Schritt für Schritt ein eigener Shop aufgebaut werden.
Die Vorteile bei der Nutzung von ausländischen Marktplätzen liegen auf der Hand. Das Risiko ist geringer, die Entlastung wesentlich größer. In sprachlicher, rechtlicher und logistischer Hinsicht entstehen für Sie keine Mühen. Selbst Retouren und Reklamationen fallen unter Umständen nicht in Ihren Aufgabenbereich. Mit bestimmten Restriktionen, wie einer Limitierung des Produktangebots oder bestimmten Vorgaben zur Preisgestaltung, ist je nach Land durchaus zu rechnen.
Je nachdem welche Option Sie präferieren, eigener Onlineshop oder ausländischer Online-Marktplatz, ist vor allem Folgendes entscheidend: Eine strukturierte Planung. Es gilt sehr viele Aspekte im Vorhinein zu beachten, insbesondere die rechtliche Absicherung, aber mit den richtigen Partnern an der Seite kann das Projekt „Ausland“ für Sie als Onlinehändler eine echte Chance darstellen.
Falls Sie sich mehr mit dem Thema E-Commerce auseinandersetzen möchten, finden Sie in unserem Blog die passenden Artikel dazu.